Auf der Suche nach dem Optimum

Beginnen wir mit dem Unsinn. Der Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln eröffnete sich für die breite Masse über die Popularisierung des Bodybuilding und dessen Einzug in die Fitness-Szene. Seitdem suggerieren die Profis dem Anfänger, dass es vor allem Produkt XY ist, das den Unterschied macht und am Erfolg des Athleten maßgeblich beteiligt ist. In den meisten Fällen handelt es sich hierbei um Protein-Pulver oder sogenannte Weight-Gainer (zumeist eine Mischung aus Eiweißen und Kohlenhydraten), die dabei helfen können, den Bedarf an Makronährstoffen zu decken, bzw. für die nötigen Gesamtkalorien sorgen, um Muskeln aufzubauen. Diese Aufgabe können zusätzliche Shakes in gewissen Situationen durchaus erfüllen. Beispielsweise als schneller und leicht verdaulicher Nährstofflieferant nach einem Training, wenn eine feste Mahlzeit in absehbarer Zeit nicht möglich ist. In keiner Weise wird ein Shake jedoch einen Hobby-, oder Amateursportler zum Profi machen. Auch viele andere Produkte, welche oftmals durch Hersteller und deren Werbegesichter propagiert werden, sind keine Wundermittel und leisten nur in wenigen Fällen einen positiven Beitrag zur bereits bestehenden Ernährung.

An dieser Stelle möchte ich mich kurz und prägnant dem Thema Trainings-Booster widmen. Bitte sein lassen! Die darin enthaltenen Stimulanzien führen zu amphetamin-ähnlichen Effekten, die eine kurzfristige Steigerung der Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit bewirken. Die damit einhergehende Blutdruckerhöhung kann von Personen mit einem gesunden Herz-Kreislauf-System in der Regel toleriert werden. Gefährlich wird es jedoch, wenn der Einsatz eines Trainings-Boosters zur Regelmäßigkeit wird. Wie bei anderen Stimulanzien baut der Körper bei regelmäßiger Einnahme eine Toleranz auf, die dazu führt, dass mehr Wirkstoff benötigt wird, um das „gute Gefühl“ des letzten Trainings zu reproduzieren. Je höher nun die Einnahme und deren Effekt („Up“), desto größer auch der darauffolgende Crash („Down“) und ein damit einhergehendes körperliches und geistiges Unwohlsein. Wird nun versucht, diesem Down mit einer erneuten Einnahme entgegenzuwirken, entspricht dies einer suchtartigen Verhaltensweise, die auch bei einer Drogenabhängigkeit erkennbar ist.

Kurzum: Trainingsdrive und -motivation dürfen nicht von Boostern abhängig sein. Sollte dem doch so sein, muss interveniert werden! Gegen den guten alten doppelten Espresso vor dem Training ist übrigens nichts einzuwenden, sofern dessen Einnahme den Schlafrhythmus nicht beeinflusst.

Irreführende Werbeversprechen, ausbleibende Ergebnisse, gesundheitliche Beschwerden nach der Einnahme und viele weitere Gründe lassen Nahrungsergänzungsmittel in weiten Teilen schlecht aussehen. Das ist ein unglücklicher Umstand, da sie richtig eingesetzt, einen sinnvollen Mehrwert in der Optimierung von Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden darstellen können.

So hilft ein Multivitamin zielsicher dabei, das grundlegende Vitaminspektrum abzudecken. Magnesium unterstütz u.a. den Energiestoffwechsel und die Funktion des Nervensystems. Es ist an über 300 Stoffwechselprozessen im Körper beteiligt. Vitamin D übernimmt eine wichtige Rolle in unserem Immunsystem. Eine ausreichende Versorgung ist in unseren Breitengraden ausschließlich über eine Supplementierung erreichbar. Der Vitamin B-Gehalt unserer Lebensmittel ist aufgrund der Maßnahmen moderner Landwirtschaft oft nicht ausreichend, um unseren Bedarf zu decken. Eine Supplementierung schafft Abhilfe. Die Chlorella-Alge bindet Metalle wie Aluminium, Blei und Quecksilber in unserem Darm und sorgt für deren Abtransport, bevor Schäden der Immunfunktion, des Hormonhaushalts, sowie am zentralen und autonomen Nervensystem entstehen können. Aminosäuren sind unserem Körper während dem Training zur direkten Absorption verfügbar. Elektrolyte sorgen für eine optimale Reizleitung zu unseren Muskelzellen. Die leistungssteigernde Wirkung von Kreatin im Krafttraining und dessen Rolle im Energiestoffwechsel der Muskelzelle ist mehrfach empirisch belegt. So auch die entzündungshemmende Wirkung von Omega 3, dessen Level aufgrund einer erhöhten Zufuhr von Omega 6-Fettsäuren durch unsere Ernährungsweise in den meisten Fällen zu niedrig sind.

Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Fett- und Aminosäuren sollten natürlich weiterhin primär über die Nahrung aufgenommen werden. Es schadet aber keinem, seinen Körper darüber hinaus mit den Bausteinen zu versorgen, die er für eine optimale Funktion benötigt. Hierbei sollte eine Überversorgung keine Sorge sein. Dinge, die unser System nicht benötigt, scheidet es aus. Dieser Zustand ist weitaus erstrebenswerter als das Gegenteil. Lieber ein bisschen zu viel als ein bisschen zu wenig. Je besser unsere Zellen, bzw. Organe mit den Rohstoffen versorgt werden, die sie für eine optimale Funktion benötigen, desto besser wird unser gesamtes System funktionieren. Dies macht sich wiederum in einer Steigerung der allgemeinen Leistungs-, Konzentrations-, sowie Regenrationsfähigkeit bemerkbar und resultiert ultimativ in einem besseren Wohlbefinden.

Hinsichtlich der fettlöslichen Vitamine A,D,E und K ist eine Überversorgung zwar möglich, die Fälle in denen dies medizinisch erfasst ist, sind jedoch rar und für die breite Masse zu vernachlässigen. Bei einer verantwortungsvollen Supplementierung besteht hier keine Gefahr.

In der Auswahl von Nahrungsergänzungsmitteln gilt es generell zu beachten, dass dies bedarfsgerecht geschehen sollte. In vielen Fällen können hier Rückschlüsse auf mögliche Mängel gezogen werden, genaue Auskunft gibt zunächst aber am besten eine Blutuntersuchung aus dem Labor.

Darüber hinaus ist einzubeziehen, dass auch die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln Unternehmen sind, die Gewinne erzielen wollen. Ein einwandfreies Endprodukt ist hier nicht immer der Maßstab. So können günstigere Rohstoffe und geringere Produktionsstandards für einen unternehmerischen Erfolg sorgen, ohne, dass der Endverbraucher einen Mehrwert erlangt. Hier sind beispielsweise die beliebten Magnesium-Brausetabletten zu nennen, die in vielen Fällen lediglich den Wirkstoff Magnesiumoxid enthalten, dessen Bioverfügbarkeit bei geringen 4% liegt. Dass sich ein günstigerer Preis oftmals auch in einer geringeren Qualität niederschlägt, spielt hier eine große Rolle. Bedauerlicherweise werden Kaufentscheidungen bei der Auswahl von Lebensmitteln hierzulande zu oft auf der Grundlage des günstigsten Preises gefällt. Dies gilt es zu vermeiden, wenn Fortschritte gewünscht sind. Ein Sportwagen tankt Super Plus und kein Pflanzenöl.

Abschließend ist zu sagen, dass ein step-by-step Ansatz bei der Nutzung von Nahrungsergänzungsmitteln in den meisten Fällen der Richtige ist. Auswahl und Dosierung müssen in Abhängigkeit des jeweiligen Bedarfs und der Verträglichkeit getroffen werden. Dabei ist Qualität entscheidend. Wie im Training, müssen Fortschritte bei der Ernährung spür- und messbar sein. Wie im Training, birgt die gezielte Arbeit an Schwachstellen und Defiziten das größte Potential für Fortschritt

Quelle Foto: Kayla Maurais on Unsplash